Monatliche Berichte und Anregungen aus Aliensicht:

Erdenausgabe

Ein Projekt von Craz Ausgabe 2 - Februar 2002

Der Moloch

Wahnsinn ist relativ


Zitat des Monats: "Ich muß so dringend, bringt mir die Schüssel, es ist alles schon ganz braun!" (Alien Pot auf der 104. DoDemo vor dem Bundeskanzleramt)

Rezension:
"Wiener Wandertage- Eine Dokumentation"

Am 19. Februar wurde im Wiener Literaturhaus eine Dokumentation der besonderen Art vorgestellt. Seit 2 Jahren demonstrieren Menschen verschiedenster politischer Überzeugungen, sozialer Schichten und Alters wie hinlänglich bekannt gegen die blauschwarze Koalition Österreichs. Mehr als Zeit war es, auf diesen oft totgeschwiegenen in der Geschichte der 2. Republik einzigartigen Protest endlich auch für die Öffentlichkeit ein wenig Licht zu werfen, um ihm zumindest einen Bruchteil der ihm zustehenden Aufmerksamkeit zu verschaffen. Eingeleitet wurde der Abend im Literaturhaus durch eine spontane Gruppenaufstellung aller anwesenden AutorInnen, gefolgt von einer erfrischenden Auswahl von Lesenden, denn es handelte sich fast ausschließlich um DemonstrantInnen, wie Anneliese Gesswein und Romana Müllner. Eine Demonstrantin schilderte, wie sie sich auf der Demo verliebte, und dafür Jörg dankte, und die junge Amerikanerin Kirstie Shepherd, die vor einem Jahr nach Wien gezogen ist, auf äußerst amüsante Weise, wie sie auf einer Donnerstagsdemo ihre ersten Brocken deutsch lernte, wobei Fred Baker berechtigter Weise darauf hinwies, das Woody Allen bald Konkurrenz bekäme. Manocher Shahabi, der Schöpfer des trojanischen Esels erzählte dessen Entstehungsgeschichte, und nachdem die franz. Journalistin Joelle Stolz, unter anderem für "Le Monde" tätig, interessante "französische Ansichten" über Österreich und den Widerstand vortrug, bildete der Schauspieler Hubsi Kramar, der gerade mit den Aliens an einem Projekt arbeitet, den krönenden Abschluß. Er verzichtete auf das Lesen seines Textes, und schilderte nicht nur seinen legendären Auftritt als Adolf Hitler auf dem Opernball 2000, sondern hielt eine glühende mitreissende Rede über die Situation in Österreich. Er erinnerte und kommentierte viele traurige Tatsachen der letzten Zeit, die mensch lieber verdrängen würde!

Durch das innovative Format, sprich die sehr kompakten Maße, dafür aber umso größere Dicke kann mensch/alien sich der Assoziation mit einer Bibel nicht erwehren; eine orangefarbenen Bibel für Widerständische. Ein gutes und sehr wichtiges Standardwerk, das hoffentlich der Beginn einer Aufarbeitung oder zumindest Kenntnisnahme auch durch eine breitere Öffentlichkeit darstellt, da dies gelebte Zeitgeschichte ist, an der sich noch immer jede(r) beteiligen kann. Natürlich ist es selbst in einer 528 Seiten umspannenden Bindung ein unmögliches Unterfangen, alle Aspekte davon abzudecken. Dennoch ist den Herausgebern Elisabeth Boyer und Frederick Baker in 100 Artikeln mal abgesehen von ettlichen Druckfehlern eine respektable Zusammenstellung gelungen, die von renomierten Schriftstellern wie Marlene Streeruwitz und Elfriede Jelinek über Journalisten und Politiker bis zu No-Names, den wirklichen Hauptakteuren des Widerstandes, den noch immer jeden Donnerstag wandernden DemonstrantInnen reicht. Diese Zusammenstellung schafft eine erstaunliche Dynamik und vermittelt unterstützt durch Fotos der konsequenten DoDemo-Fotografen durchaus Widerstands-Ambiente. Keine Zweifel kommen auf, daß die Herausgeber ihr Handwerk verstehen, denn das Gebotene ist gut recherchiert und fundiert dargebracht. Auch wenn, wie schon erwähnt, nie der gesamte unermüdliche engagierte Widerstand zu Wort kommen kann, so schaffen sie es immerhin weitgehend, zwischen wirklich engagierten Menschen, die viel Energie, Arbeit und Zeit investierten, und dafür Opfer bringen mußten und Sonntags-DemonstrantInnen, die großspurig ihre Theorien zum Besten zu geben, aber nicht bereit sind, dafür auch nur das geringste zu tun zu unterscheiden!

Interessant ist allerdings, daß ein Vernetzungspunkt des Widerstandes, die Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger, auch nach 2 Jahren noch am Ballhausplatz 1a ansässig praktisch unerwähnt bleibt. Lediglich eine Alibi-Funktion erfüllt auch die Sticker-, bzw. Grafik-Rubrik, die nur aus einer lächerlichen Seite besteht, und einem keinerlei Einblick in die interessante Entwicklung dieses kleinen aber feinen Subgenre´s seit der Regierungsbildung gestattet. Und da wäre denn auch schon der Hauptkritikpunkt: Die Donnerstagsdemo hat sich seit ihren Anfängen nicht nur durch ihre Friedlichkeit hervorgetan, sondern auch durch ihre Kreativität. Wo sind die vielen, vielen Aktionen und Performances der unzähligen Gruppen und Einzelpersonen, die mit ihren teils skurillen Ideen unermüdlich gegen den blauschwarzen Stumpfsinn und die Routine angekämpft haben? Die schier unüberschaubare Vielfalt an Transparenten, Objekten und Darbietungen bleibt fast unerwähnt.

Aber es gibt auch hier einen Lichtpunkt. Jeder hat ab sofort die Möglichkeit, seine eigenen Manifestierungen des Demo-Protestes in ein Widerstands-Archiv einzubringen, daß bei eben dieser Vorstellung des Buches im Literaturhaus gegründet wurde. Alle Widerständischen sind aufgerufen, dem Archiv ihre persönlichen Dokumente, Videos und Artefakte hinzuzufügen, um das breite Spektrum für die Zukunft zu sichern und zu vereinen, da dort der Platz weit weniger begrenzt ist. Niemand kann sich beschweren, dort nicht vertreten zu sein, denn jeder selbst kann seine persönliche Note der Resistance hinzufügen!!!!!!!

Abgerundet wird das Buch mit einer informativen Chronologie der Ereignisse in Stichworten, einer Statistik der Teilnehmerzahlen des TATBlattes seit dem Beginn der Demos und einer Internet-Linkliste relevanter Seiten.

Nicht unerwähnt bleiben darf der Fairneß halber natürlich, daß die UNITED ALIENS sowohl mit Fotos, als auch mit einer Deklaration im Band vertreten sind, und daher eine wirklich unabhängige Kritik für sich garnicht in Anspruch nehmen wollen. Jeder sollte sich sein eigenes Bild machen - es lohnt sich in jedem Fall! Craz

Mehr unter der Homepage des Buches: www.wienerwandertage.at "Wiener Wandertage-Eine Dokumentation" Hrsg.: Elisabeth Boyer & Frederick Baker Wieser Verlag, 2002 20 Euro ISBN 3 85129381 9

Kleinanzeigen:

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Zeugen gesucht... Wer hat den Unfall im Februar 2000, den Zusammenstoß der Raumschiffe von Craz und POT gesehen? bitte bei pot@unitedaliens.at melden!

Zeugen gesucht... Wer hat den Unfall im Februar 2000, den Zusammenstoß der Raumschiffe von CRAZ und Pot gesehen? bitte bei craz@unitedaliens.at melden! Finanzielle sowie andere Gegenleistungen nach Vereinbarung.

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~{Sutitamstet}! Alle Austausch- bzw. Außerweltslutiks sind willkommen mit RA, subjektiv erlebender Beobachter des Fnah-Instituts, Kontakt aufzunehmen. Ich freue mich über transquadrantische Kommunikation über ra@unitedaliens.at

Kontakt: craz@unitedaliens.at
Printed in Synapsus 2002
Erscheinungsort: Erde
Vertrieb: Vorwiegend Erde